Ich bin Fussballschiedsrichter

„Warum bist du bloß Schiedsrichter, das kann doch keinen Spaß machen.“

Ja, viele verstehen den Reiz hinter diesem Hobby nicht. Dabei bezieht sich das Unverständnis ja meist nicht auf die Tätigkeit an sich, sondern eher darauf, dass man sich freiwillig mit der Respektlosigkeit auf den Sportplätzen auseinandersetzt.

Dabei sind es doch meist die Fußballer selbst, die die Aufgabe durch ihr Verhalten unattraktiv aussehen lassen. Ich kann für mich nur sagen:

Mir macht es Spaß in Sekunden die korrekte Entscheidung zu treffen, oder zumindest zu versuchen sie zu finden.

Schon in meinen frühen Anfängen als Fußballer in der Jugendabteilung des TSV Nesse interessierte ich mich oft für die Entscheidungen des Schiedsrichters. Nicht aus Frust, sondern eher um nachzuvollziehen wie der Fußball funktioniert. Insbesondere wenn ich das Gefühl hatte unfair behandelt zu werden, dachte ich mir aber gelegentlich: Das ist nicht gerecht.

Ich wollte es dann auch einmal versuchen und legte schließlich im Januar 2017 die Prüfung ab. Rückblickend eine sehr gute Entscheidung, die ich jedem empfehlen kann.

Ich teile meine Leidenschaft mit ca. 58.000 Schiedsrichtern in Deutschland und mit meinem Opa, vermutlich waren es auch seine Geschichten, die mich früh für das Hobby begeisterten.

Leider hören immer mehr Schiedsrichter auf, dabei brauchen wir dringend mehr Menschen, die sich für dieses Hobby entscheiden, denn ohne Schiedsrichter wäre ein geregelter Spielbetrieb kaum möglich.

Vor allem für Menschen die nicht mehr regelmäßig Fußball spielen können, bietet die Schiedsrichterei eine gute Möglichkeit weiter aktiv am Spiel teilzunehmen und dem Fußball etwas zurückzugeben. Ich habe spätestens nach meiner Knieverletzung den Fokus endgültig vom Ball auf die Pfeife gelegt.

Und auch wenn es auf dem Sportplatz gelegentlich so aussieht, wirklich alleine ist man selten. Wir sind ja keine Soloakteure, sondern treten auch als Mannschaft auf. Wir reisen gemeinsam an, bereiten das Spiel vor, leiten es gemeinsam und anschließend lassen wir es gemeinsam ausklingen. Viele meiner Schiedsrichterkollegen sind gute Freunde geworden.

Wer mit dem Gedanken spielt Schiedsrichter zu werden, dem kann ich nur sagen:

Ausprobieren! Selbst wenn daraus keine lange Schiedsrichterkarriere resultiert, merkt man schnell: Schiedsrichterei kann ja doch Spaß machen.

Leon, Schiedsrichter seit 2017